Was ist für mich so wesentlich, dass es meinem Leben fehlen würde?

Mir selbst diese Frage zu stellen, macht mich nicht nur nachdenklich, sondern verunsichert mich auch ein wenig. Wenn ich mir mal so richtig Zeit für die Analyse nehme, stelle ich fest, dass diese Frage, oberflächlich betrachtet, schnell dazu verleitet, sie wie folgt zu beantworten: Meine Familie, also meine Kinder und Eltern sowie ein ganzer Haufen weiterer Familienmitglieder, meine Freunde, mein Hobby und meine Arbeit. Und dann?

 

Hat man erstmal mutig die Oberfläche durchdrungen, ist es nur noch ein kleiner, weiterer Schritt, die eigene inner Schwelle zu überschreiten und in die Tiefe des eigenen Seins einzutauchen. Oft scheint es dann, dass man für einen kurzen Moment in der schweren Dunkelheit nach Luft schnappt und normal atmen kaum noch möglich ist.

 

Viel zu oft werden wir nachdenklich : Ist das denn wirklich alles richtig so, wie es jetzt ist? Und während wir über diese Frage nachdenken, vergessen wir, das neben uns unser Leben jeden Tag ein bisschen mehr davonläuft, oftmals auch noch in gegensätzliche Richtungen zu unseren "eigentlichen" Plänen. Es lässt sich nicht von unserer nervigen Melancholie beeindrucken oder einlullen. Es geht unbeirrt weiter seinen Weg, den wir ihm selbst vorgegeben haben, zwar größtenteils oftmals unbewusst, dennoch, durch uns selbst verursacht. All das geschieht in der Regel eher unbemerkt, in einem bestimmten Alter, in einem bestimmten Lebensabschnitt, durch einen bestimmten Anlass. Von den  erlernten, geprüft und ungeprüft übernommenen Überzeugungen zurückliegender Generationen, die auf uns überschwappen, mal ganz zu schweigen. Ob sie wahr sind oder nicht, ob sie uns entsprechen oder nicht. Wir zeigen uns stets dankbar, fügen uns artig den weisen und erfahrenen Worten, packen sie in unseren Rucksack und schleppen sie traditionsbewusst von einem Meilenstein unseres Lebens weiter zum nächsten. Wir denken, wir sind all das in unserem Rucksack, sind davon abhängig. Dabei brauchen wir ga r nichts davon, außer einen konsequenten Willen, uns selbst zu erkennen. Wer oder was wir wirklich sind. Und vor allen Dingen, was wir wirklich brauchen und nicht andere, wie unsere Eltern oder auch Freunde.

 

Und dann kommt auf einmal Licht ins Dunkel, die Atmung wird wieder frei, weil ich erkenne, auch wenn sich diese Dinge bereits viel zu weit außerhalb unseres Bewusstseins befinden, dass es da noch so viel gibt, das tatsächlich eine große Lücke hinterlassen würde, gäbe es diese Dinge nicht mehr.

 

Bei mir sind es meine Tiere, egal ob Hund, Katze oder Pony, auch wenn ich weiß, das sie bestenfalls vor mir sterben sollten, solch eine Lücke tut richtig weh.

Der Spaziergang auf dem Deich, die Lieblingsserie, die Lieblings-DVD, die Wärme im Sommer, ein Frühling mit Vogelgezwitscher, das Training mit den Pferden, die Sonne, die morgens ins Schlafzimmer scheint, die vielen Handynachrichten, die dich zum Schmunzeln bringen. Der Kurzurlaub, der Sommerurlaub, die Live-Musik am Strand, gemütliches Sitzen am Lagerfeuer, die Macht über den eigenen Fernseher. Eine freie Wahl zu haben, über all das, was ich in meinem Leben willkommen heißen möchte.

 

Zu wissen, ich entscheide über die Dinge, die wichtig sind für mein Leben, für meine Zufriedenheit oder auch von den Dingen loslassen zu können, die mir nicht gut tun, macht mich unsagbar dankbar. Klar, manchmal braucht es auch einen Tritt in den Hintern, um die Tatsachen zu erkennen. Aber so ein Tritt tut manches Mal gut und regt den Stoffwechsel und Kreislauf an. :)) Das Gehirn wird besser belüftet und durchblutet und nimmt dann wieder besser wahr, das unser Leben einzigartig gut ist. Vielleicht nicht wie viele andere, aber mit ganz eigenem Charakter.

 

Wir können alle Lebensbereiche durchgehen und uns notieren, was schön war und sich gut angefühlt hat. Innerhalb der Familie, mit Freunden, Nachbarn, Arbeitskollegen oder Kunden, etc. bis unendlich. Natürlich gehört ein Wille zu dieser Aufgabe, der Wille, ehrlich hinzusehen und das Positive erkennen zu wollen. Und zu erwarten ist eine sehr lange Liste, wenn wir nicht alles Gute für selbstverständlich oder normal ansehen. 

 

Wenn wir also glauben, es gäbe da nichts oder nicht genug, das einem fehlen würde, dann täuschen wir uns und sollten noch detaillierter recherchieren oder noch intensiver daran arbeiten, schöne Momente, Erlebnisse und Ereignisse jeden Tag aufs neue in unser Leben einzuladen oder sie dafür überhaupt zu würdigen. Viele schöne Dinge sehen wir gerne als selbstverständlich an und warum? Weil Negatives sich deutlich intensiver einzubrennen weiß und dadurch das Positive gekonnt in den Schatten stellt. Wenn es sein muss, immer und immer wieder, bis wir erwachen und diese tragische Illusion erkennen und sie dieses Mal absolut bewusst und fokussiert auf die wahre Lebensessenz richten. Auf die Liebe in jedem sichtbaren und gefühlten Detail unseres Lebens.

 

Manchmal muss man vielleicht auch anders herum anfangen. Anstatt alles Positive zu sammeln, können wir uns auch trauen, die Dinge, die uns unwichtig sind oder mit/bei denen wir uns nicht wohl fühlen, konsequent wegzustreichen.

Dann lichtet sich der Nebel, wenn auch unter Umständen zögerlich, weil uns die gute Erziehung verbietet, dies zu tun bzw. als negativ zu betiteln.

 

Nichts in unserem Leben wird jemals funktionieren, wenn wir nicht aufhören, ständig anderen die Schuld für unsere Irrwege in die Schuhe zu schieben. Beginnen wir besser sofort und ab jetzt damit, eigenverantwortlich und selbstbestimmt zu handeln. Wir sind erwachsen und dürfen uns jederzeit allem negativen Einfluss, in welcher Form auch immer, entziehen, denn solch ein Handeln dient in vollem Ausmaß unserer seelischen wie körperlichen Gesundheit.

 

Es ist immer wieder spannend, in beiden Richtungen aufzuräumen.

Ich wünsche dir viel Spaß dabei und gutes Gelingen!

 

Life-in balance- Coaching - Andrea Kiesel - www.mindbase-koerperkraftwerk.de